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Alkohol und Schlaf

Alkohol verursacht bekanntermaßen Schläfrigkeit. Dies hat zu dem weitverbreiteten Irrglauben geführt, dass Alkohol uns beim Schlafen helfen kann. Bis zu 20 % der Bevölkerung berichten, dass sie Alkohol als Hilfsmittel zum Einschlafen verwenden. Er wirkt sich jedoch negativ auf die Schlafqualität und Schlafdauer aus. Übermäßiger Alkoholkonsum vor dem Schlafengehen führt zu einem weniger erholsamen Schlaf, bedingt durch intensives Schwitzen und gestörten REM-Schlaf.

Eine kleine Menge Alkohol, ein Glas Wein oder ein kleines Bier, vor dem Schlafengehen wird die Schlafqualität oder -dauer nicht beeinträchtigen. Das Problem ist jedoch der Aufbau einer Toleranz. Langfristig wird also immer mehr Alkohol benötigt, um den erleichterten Einschlafeffekt zu erzielen, was in proportional schlechterem Schlaf resultiert. Eine derartige, kumulative Nutzung von Alkohol als Schlafmittel ist daher aufgrund der lauernden Gefahr von Abhängigkeit und Alkoholismus sehr problematisch.

Wie stört Alkohol den Schlaf?

Laut einer Studie der Wayne State Universität und des National Institute on Alcohol Abuse and Alcoholism berichten Personen, die selten trinken, nach ein paar alkoholischen Getränken oft über einen sehr leichten Schlaf und häufiges Erwachen. Derartige Schlafunterbrechungen können durch eine Vielzahl von Faktoren verursacht werden, die alle auf den Alkoholkonsum zurückzuführen sind:

  • Alkohol verursacht abruptere Übergänge zwischen den Schlafphasen und lebhaftere Träume
  • Alkohol ist ein Diuretikum – das bedeutet, dass verstärkter Harndrang durch die Nacht hindurch bestehen kann
  • Alkohol verursacht Schnarchen und Schlafapnoe
  • Alkoholismus kann Schlaflosigkeit bewirken oder ihren Effekten verschlimmern
  • Alkohol verursacht Nachtschweiß

Einfluss von Alkohol auf die Schlafphasen

Studien fanden heraus, dass insbesondere bei höheren Alkoholdosen, erhöhten Wachphasen oder Leichtschlafphasen der Stufe 1 in der zweiten Hälfte der Schlafperiode auftraten (Williams et al. 1983; Roehrs et al. 1991). Diese Störung der Schlafkontinuität in der zweiten Hälfte wird im Allgemeinen als “Rebound-Effekt” interpretiert, der auftritt, sobald der Alkohol vollständig abgebaut und aus dem Körper entfernt wurde. Der Begriff “Rebound-Effekt” bedeutet, dass sich bestimmte physiologische Variablen (z.B. die Menge des REM-Schlafes) entgegengesetzt zu den Alkohol-induzierten Veränderungen verhalten und sogar das normale Niveau überschreiten, sobald Alkohol aus dem Körper entfernt wird. Dieser Effekt resultiert aus der Anpassung des Körpers an das Vorhandensein von Alkohol in der ersten Hälfte der Schlafperiode, um ein normales Schlafmuster aufrechtzuerhalten. Sobald jedoch Alkohol aus dem Körper entfernt wird, führen diese Anpassungen zu Schlafstörungen.

Um die volle Wirkung von Alkohol auf den REM-Schlaf zu bestimmen, müssten Forscher mitten in der Nacht eine zusätzliche Alkoholdosis verabreichen, damit die Spitzenkonzentrationen des Alkohols mit dem Großteil der REM-Schlafzeit übereinstimmt. Es wurden jedoch keine solchen Studien durchgeführt.

Einige Studien fanden auch einen alkoholbedingten Anstieg des Tiefschlafes (NREM-Schlaf der Stufen 3) in der ersten Hälfte der Schlafperiode (Williams und Salamy 1972), dieser korreliert mit dem geringeren REM-Schlaf.

Mehrere Studien haben die Auswirkungen der Alkoholverabreichung über mehrere Nächte hinweg untersucht. Solche Studien zeigten deutlich, dass sich die Toleranz gegenüber den Beruhigungs- und Schlafphaseneffekten von Alkohol innerhalb von 3 Nächten entwickelt (Williams und Salamy 1972) und dass die Prozentsätze von SWS- und REM-Schlaf nach dieser Zeit wieder auf das Basisniveau zurückkehren.

Warum verursacht Alkohol Nachtschweiß?

Die Thermoregulation während des Schlafes ist der Schlüssel zur Aufrechterhaltung der Schlaf-Homöostase. Während der Stufe 2 des Leichtschlafes sinkt die Kerntemperatur des Körpers. Eine kühlere Körpertemperatur unterstützt die Schlaffähigkeit. Deshalb führt verstärkte körperliche Aktivität am späten Abend zu Problemen beim Einschlafen – sie aktiviert den Stoffwechsel und erhöht die Körpertemperatur. Indem Alkohol die Körpertemperatur fallen lässt, hilft er zunächst beim Einschlafen. Sobald der anfängliche Effekt jedoch nachlässt, wirkt unser Körper dem Alkohol mit einem entsprechenden Anstieg der Körpertemperatur entgegen. Infolgedessen erwachen Menschen, die vor dem Schlafengehen viel Alkohol trinken, früher und häufiger.

Kann Alkoholkonsum Schlafapnoe verursachen?

Schlafbezogene Atemstörungen (Schnarchen, Schlafapnoe) betreffen Millionen von Menschen und werden durch Alkohol verschlimmert. Dieser beeinträchtigt die Atmung im Schlaf, indem er die Halsmuskulatur zu stark entspannt. Dadurch verengen und verstopfen sich die Atemwege, was zu übermäßigem Schnarchen führt. Selbst Gelegenheitstrinker können nach verstärktem Konsum bereits Atembeschwerden im Schlaf erleben.

Der Alkoholkonsum beeinflusst auch das Atemzentrum des Gehirns, indem er die Signale durch niedrigen Sauerstoffgehalt im Blutkreislauf überdeckt und möglicherweise das Gewebe schädigt. Kater Symptome – zurückzuführen auf die Bemühungen des Körpers, Alkohol abzubauen – sind häufig teilweise auf Atem-gestörten Schlaf zurückzuführen.

Beeinflusst Alkohol den Schlaf bei Männern und Frauen unterschiedlich?

Studien ergaben, dass der Schlaf von Frauen stärker durch Alkohol beeinflusst wird als der von Männern, vielleicht aufgrund der Tatsache, dass Frauen Alkohol schneller metabolisieren als Männer. Frauen sind auch anfälliger für Schlaflosigkeit, die oft mit Alkoholismus in Wechselwirkung steht.

Alkoholismus und Schlaflosigkeit

Personen, die unter Schlaflosigkeit leiden neigen eher dazu vor dem Schlafengehen Alkohol zu konsumieren, da es die Einschlafzeit verkürzt. Während das als vereinzelte Maßnahme funktionieren kann, stellt es im Allgemein keine langfristige Lösung dar, da es zur Abhängigkeit bzw. Alkoholismus führt. Es ist daher nicht erstaunlich, dass beide Krankheiten oft zusammen Auftreten.

Ein fragmentierter Schlaf und Schwierigkeiten durchzuschlafen sind bei Alkoholikern üblich, was auf die Alkoholvergiftung und die Entzugserscheinungen während des Schlafes zurückzuführen ist.

Das gleiche Problem tritt auf, wenn Alkoholiker versuchen mit dem Trinken aufzuhören. Studien haben ergeben, dass es eine Weile dauert, bis der Schlaf zu einem normalen Muster zurückkehrt. Die Fragmentierung des Schlafes hält bei Abstinenzlern über ein Jahr lang an. Die verlängerte Einschlafzeit kehrt erst einige Monate nach dem Entzug wieder zu normalen Werten zurück.

Es wird angenommen, dass schlechter Schlaf und das damit verbundene Unbehagen ein Hauptgrund für einen Rückfall bei abstinenten Alkoholikern ist.